Ich weiß nicht, wie es dir geht – aber sobald der Sommer da ist, verliere ich ein bisschen die Orientierung.
Nicht dramatisch.
Eher so, wie wenn man sich in einem Buch verliert und kurz nicht mehr weiß, welche Seite man gerade gelesen hat.
Der Alltag wird weicher, flirrend, ungenauer.
Und ehrlich?
Ich mag das.
Bis zu dem Moment, wo ich merke: Da war doch was… ich wollte doch…
Vielleicht kennst du das.
Du hast dir im Frühling noch Ziele gesetzt, warst motiviert, gut unterwegs.
Plötzlich: Schulferien.
Grillabende.
Hitze.
Diese gewisse Sommerträgheit.
Alles läuft langsamer – nur dein schlechtes Gewissen wird schneller.
Ich saß neulich mit einem Glas Zitronenwasser auf der Terrasse, die Füße auf dem Tisch, das Notizbuch auf den Knien – und nichts passierte.
Kein Gedanke, kein Impuls.
Nur dieser Gedanke: Ich hab keine Lust auf Disziplin, aber auch keine Lust, alles schleifen zu lassen.
Und genau da habe ich begonnen, mir die Frage zu stellen:
Wie kann ich dranbleiben – ohne mich zu überfordern?
Der Jahresanfang riecht nach Neuanfang, Struktur, Klarheit.
Der Sommer?
Der riecht nach Sonnencreme, Freiheit, „Ich schau mal“.
Was wunderbar ist – aber auch gefährlich, wenn du Gewohnheiten liebst oder Ziele verfolgst.
Ich hab früher versucht, meine Winter-Routinen durchzuziehen.
Morgens um 6 aufstehen, schreiben, Yoga, kalt duschen.
Im Juli.
Bei 29 Grad im Schlafzimmer.
Spoiler: Hat nicht funktioniert. Ich hab geschwitzt, geflucht – und dann einfach alles gelassen.
Bis ich verstanden habe:
Der Sommer ist keine Fortsetzung des Winters.
Er ist ein anderer Raum.
Mit anderen Möglichkeiten.
Also habe ich angefangen, umzudenken. Ich habe nicht aufgegeben – ich habe angepasst.
Beispiel?
Im Winter jogge ich morgens. I
m Sommer gehe ich barfuß durch den Garten und mache zehn bewusste Atemzüge.
Das ist kein Rückschritt – das ist Rhythmus.
Mein Sommer-Rhythmus.
Wenn es heiß ist, schrumpft mein Ehrgeiz.
Aber mein Bedürfnis nach Klarheit bleibt.
Deshalb bin ich ein Fan von kleinen Sommer-Ritualen.
So winzig, dass sie sich fast heimlich in den Tag schleichen – und gerade deshalb so kraftvoll.
Ein paar, die sich bewährt haben:
Morgens den Tag begrüßen, nicht organisieren: Ich schreibe einen Satz in mein Notizbuch. Nicht mehr. Zum Beispiel: „Heute nehme ich die Dinge leicht.“
Die Wasserflasche als Reminder: Jedes Mal, wenn ich trinke, stelle ich mir eine Mini-Frage. „Worauf habe ich gerade wirklich Lust?“ – Manchmal kommt „Erdbeeren.“ Manchmal: „Schreiben.“
Der Gute-Nacht-Stretch: Zwei Minuten lang die Arme über den Kopf strecken, die Beine ausschütteln, atmen. Kein Yoga. Nur Ich-mit-mir-sein.
Diese Mini-Rituale sind wie kleine Steine im Fluss: Sie geben mir Halt, ohne den Fluss zu stoppen.
Manchmal werde ich gefragt: „Aber wenn du alles so locker machst – kommst du da überhaupt noch voran?“
Meine Antwort: Ja.
Aber anders.
Leicht bedeutet nicht: ziellos.
Es bedeutet: intuitiv fokussiert. So wie ein Sonnenblumenfeld.
Es wirkt wild – aber jede Pflanze weiß genau, wo das Licht herkommt.
Ich habe mir angewöhnt, meine Woche nicht mit To-dos zu starten, sondern mit drei Fragen:
Was stärkt mich?
Was möchte ich sehen, spüren, schaffen?
Was darf liegen bleiben?
Damit fokussiere ich mich nicht auf das, was „noch zu tun“ ist – sondern auf das, was wirklich zählt.
Und manchmal ist das einfach: „Heute lasse ich das Handy im Haus und höre nur dem Wind zu.“
Letztes Jahr im August hatte ich einen Durchhänger.
Nicht die dramatische Sorte.
Sondern diese heimliche Form von Lustlosigkeit, die sich in dein Denken schleicht wie Hitze in ein Auto.
Ich konnte mich zu nichts motivieren.
Nicht mal zu den Dingen, die ich eigentlich liebe.
Früher hätte ich mich dafür kritisiert. Diesmal hab ich mich einfach mal in Ruhe gelassen.
Ich habe ein paar Tage nichts getan – und dann bewusst hingeschaut: Was fehlt mir gerade?
Das Ergebnis? Ich war nicht unmotiviert – ich war überreizt. Zu viel Licht, zu viele Eindrücke, zu viele Menschen, zu viele Ideen.
Also habe ich mich in den Schatten zurückgezogen. Innerlich.
Ein paar Bücher gelesen.
Nichts produziert.
Nur gesaugt.
Ideen.
Sprache.
Gedanken.
Plötzlich war sie wieder da, die Lust.
Nicht laut.
Aber klar.
Eine Freundin schickt mir jeden Sonntagabend eine Nachricht: „Was sind deine drei Sachen für die Woche?“
Es ist kein Coaching, kein Druck.
Es ist ein Reminder: Ich bin da. Und ich sehe, was du versuchst.
Diese kleine soziale Struktur hat mir schon so oft durch Phasen geholfen, in denen ich selbst den Faden verloren habe.
Wir brauchen im Sommer nicht mehr Disziplin – sondern mehr Verbindung.
Vielleicht ist das dein Spaziergang mit dem Nachbarn.
Oder die „Halbe Stunde Lesen auf dem Balkon“-Verabredung mit dir selbst.
Oder eine kleine WhatsApp-Gruppe mit drei Leuten, die sich jeden Freitag fragen: „Was war leicht für dich diese Woche?“
Ich bin oft an mir selbst gescheitert – und habe daraus gelernt. Hier die drei Klassiker:
Komplette Spontaneität klingt verlockend, aber endet oft in diffusem Rumscrollen.
Gib deinem Tag wenigstens einen kleinen Anker: Frühstück mit Buch.
Abendrunde. O
der jeden Mittwoch ein Cappuccino auf dem Balkon.
Bleib bei dem, was funktioniert – aber mach es sommerlich.
Wenn du morgens gerne schreibst, dann tu es.
Vielleicht nicht am Schreibtisch, sondern auf der Picknickdecke im Park.
Die größte Bremse ist oft das schlechte Gewissen.
Wenn du heute nichts geschafft hast: Okay. Das ist kein Rückschritt.
Das ist ein Innehalten.
Das ist Teil des Weges.
Ein bisschen Nerd-Talk, aber kurz:
Dein Gehirn liebt Wiederholungen – weil sie Energie sparen.
Was du regelmäßig tust, läuft auf Autopilot.
Das bedeutet: mehr Raum für Kreativität, Entscheidungen, Fokus.
Gerade im Sommer, wenn unser System ständig Reize verarbeiten muss (Hitze, Helligkeit, soziale Kontakte), helfen dir Mini-Routinen, dein Nervensystem zu stabilisieren.
Zwei Minuten meditieren? Reicht.
Immer dieselbe Kanne Tee am Nachmittag? Perfekt.
Der Trick: Wiederholung ohne Zwang. Wiedererkennen ohne Langeweile.
Das ist neuropsychologische Effizienz in Sommerlaune.
Ich hab aufgehört, den Sommer als Ausnahmezeit zu sehen. Heute ist er mein Lehrer für alles, was ich durchs Jahr mitnehmen will:
Leichtigkeit, ohne mich zu verlieren
Struktur, ohne starr zu sein
Dranbleiben, ohne zu pressen
Wenn du also gerade denkst: „Ich hab eigentlich Lust, aber ich schaff’s nicht“ – dann sage ich dir:
Vielleicht brauchst du nicht mehr Energie.
Sondern einen anderen Ton.
Einen Sommermodus.
Sanfter, weicher, luftiger.
Wie eine Melodie, die du summst, statt zu spielen.
Du darfst langsamer gehen, wenn du nicht stehen bleibst.
Du darfst Pause machen, wenn du atmest.
Und du darfst dich verändern, ohne dich zu verlieren.
Der Sommer schenkt dir Raum.
Nutze ihn nicht, um dich zu zwingen – sondern um dich zu erinnern:
Worauf kommt es mir wirklich an? Was trägt mich – selbst an trägen Tagen?
Meine Antwort: Rituale.
Fragen. Verbindung.
Und ganz viel inneres Nicken.
Deine Anna
ÜBER DEN AUTOR
Anna Kammerer
Ich bin nicht hier, um dich zu motivieren – sondern um dich zu verstehen.
Ich kenn das Gefühl, motiviert anzufangen… und dann doch wieder aufzuhören.
Nicht, weil ich's nicht ernst meinte – sondern weil der Alltag lauter war.
Heute baue ich keine perfekten Routinen mehr.
Ich baue kleine, einfache Gewohnheiten, die wirklich zu mir passen.
Und genau darum geht’s hier: Impulse, die sich leicht anfühlen – aber tief wirken.
Wenn du das Gefühl kennst, immer wieder bei Null zu starten:
Du bist hier genau richtig. 💛
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