Grenzen setzen im Job – Klarheit zeigen, ohne Schuldgefühl

Ich war offen, hilfsbereit – bis ich mich selbst vergaß

„Ich mach das schon.“

Drei Worte. So schnell gesagt. So oft gemeint. So gefährlich.

Ich habe sie jahrelang benutzt. Nicht, weil ich wollte – sondern weil es einfach… lief. Ich wollte ein gutes Teammitglied sein. Ich wollte Harmonie. Ich wollte zeigen, dass ich zuverlässig bin.

Und irgendwann wurde „Ich mach das schon“ zur Gewohnheit.
Zur automatischen Reaktion auf jede neue Aufgabe, jede Bitte, jedes unausgesprochene „Könntest du vielleicht…?“

Es gab Tage, da war mein Kalender voll – aber mein Mund sagte Ja.
Es gab Wochen, da war mein Akku leer – aber ich lieferte trotzdem.
Und es gab diesen einen Moment, an dem ich merkte: Ich kann so nicht weitermachen.

Ich fühlte mich ausgelaugt, übergangen, innerlich leer. Nicht, weil andere böse waren – sondern weil ich selbst meine Grenzen nicht geschützt habe.

Das war mein Wendepunkt. Und aus genau diesem Punkt ist dieser Artikel entstanden.
Denn vielleicht kennst du das auch: Du willst helfen, willst gefallen, willst nicht schwierig sein.
Aber am Ende bleibst du selbst auf der Strecke.

In diesem Artikel zeige ich dir:

  • Warum wir uns im Job so oft zu viel gefallen lassen

  • Wie du erkennst, dass deine Grenze längst überschritten ist

  • Wie du klar kommunizierst – ohne Schuldgefühl

  • Und was du in 5 typischen Situationen konkret sagen kannst

Du wirst sehen: Grenzen nichtn ist kein Rückzug. Es ist ein Statement – für dich. Und genau das darfst du dir erlauben.


🟨 Warum wir uns im Job zu viel gefallen lassen

Harmonie, Anpassung & das alte Ja-Sagerinnen-Muster

Es beginnt oft leise. Mit einem Lächeln. Mit einem „Ich helfe dir kurz.“
Mit einem „Kein Problem, ich übernehme das.“

Und plötzlich bist du „die Zuverlässige“. Die, die immer kann.
Die, auf die man zählen kann – weil sie nie Nein sagt.

Gerade wir Frauen sind damit groß geworden, es anderen recht zu machen.
Sei höflich. Sei hilfsbereit. Sei unkompliziert.
Diese Sätze wirken auch im Berufsleben weiter – oft unbewusst.

Der Wunsch nach Harmonie ist an sich nichts Schlechtes. Aber wenn du immer schluckst, dich anpasst, lächelst, obwohl du innerlich erschöpft bist, dann ist das keine Stärke – sondern ein Warnsignal.

Denn Harmonie, die auf Selbstverleugnung basiert, ist keine echte Verbindung. Sie ist ein unausgesprochener Kompromiss mit deinem eigenen Wohlbefinden.

Was das mit deinem Selbstwert macht

Wenn du dich ständig hinten anstellst, passiert etwas Tückisches:
Du beginnst zu glauben, dass dein Wert vom Helfen abhängt.
Dass du gemocht wirst, weil du verfügbar bist.
Dass Anerkennung nur dann kommt, wenn du dich aufopferst.

Aber das stimmt nicht.

Dein Wert hängt nicht von deiner Verfügbarkeit ab.
Nicht von deinem Durchhaltevermögen.
Nicht davon, wie oft du „Ich mach das schon“ sagst.

Du bist nicht weniger wert, wenn du Grenzen setzt.
Du bist nicht schwierig, wenn du Verantwortung ablehnst, die nicht deine ist.
Du bist nicht egoistisch, wenn du dich schützt.

Du bist einfach nur wach. Und du beginnst, dich selbst ernst zu nehmen.

 

🟨 Woran du erkennst, dass deine Grenze längst überschritten ist

Typische Signale: Genervt, ausgelaugt, unterschätzt

Manchmal merken wir gar nicht, dass unsere Grenze längst überschritten ist – weil wir so daran gewöhnt sind, zu funktionieren.
Weil „Durchhalten“ zur Norm geworden ist. Und „Hoffentlich merkt’s keiner“ zur Strategie.

Aber dein Körper und deine Gefühle senden dir klare Hinweise:

  • Du bist oft gereizt – obwohl du dich bemühst, freundlich zu bleiben

  • Du fühlst dich ausgelaugt – selbst nach einem freien Wochenende

  • Du hast das Gefühl, ständig nur zu reagieren – nie selbst zu entscheiden

  • Du wirst still, ziehst dich zurück oder wirst innerlich zynisch

  • Du denkst: „Das sieht doch jeder, dass ich am Limit bin!“ – aber sagst nichts

Diese Anzeichen sind keine Schwäche. Sie sind Warnsignale deiner inneren Führungskraft.
Und je früher du sie ernst nimmst, desto leichter ist der Weg zurück in deine Kraft.

Wenn dich das „Danke“ nicht mehr tröstet

Früher hat ein einfaches „Danke“ gereicht. Es hat gutgetan. Es hat alles entschädigt.
Aber irgendwann reicht es nicht mehr.
Weil das Danke keine Pause ersetzt. Keine Wertschätzung, keine faire Verteilung.

Wenn du merkst, dass dir das „Danke“ nichts mehr gibt – sondern sich eher wie ein Pflaster auf eine offene Wunde anfühlt – dann ist es Zeit, hinzuschauen.

Nicht mit Vorwürfen. Sondern mit Klarheit.
Denn die Verantwortung, dich zu schützen, liegt nicht bei anderen – sie beginnt bei dir.

 

🟨 Wie du Grenzen setzt – ohne Schuldgefühl

Der Klarheits-Kompass in dir

Grenzen setzen beginnt nicht mit Worten – sondern mit dem Gefühl:
„Ich darf das.“

Viele Frauen haben dieses innere Erlaubnisgefühl nie richtig gelernt.
Weil sie früh verinnerlicht haben, dass Rücksicht wichtiger ist als Selbstfürsorge.
Weil sie gelobt wurden, wenn sie leise waren – nicht, wenn sie klar waren.

Aber genau hier darfst du umdenken:
Grenzen sind kein Angriff. Sie sind kein Ego-Trip.
Sie sind ein Zeichen von Klarheit – und Klarheit entlastet.

Denn nur wenn du dich ernst nimmst, können es andere auch tun.
Dein innerer Kompass weiß längst, was zu viel ist.
Du musst ihn nur wieder einschalten.

Grenzen setzen ≠ Beziehung gefährden

„Wenn ich Nein sage, denken die anderen, ich bin nicht teamfähig.“
„Was, wenn ich dadurch ausgeschlossen werde?“
„Ich will doch niemandem vor den Kopf stoßen.“

Diese Gedanken kenne ich gut. Aber sie sind nicht die Wahrheit.

Grenzen sind kein Beziehungs-Killer – sie sind Beziehungs-Klärer.
Denn Menschen, die deine Grenze nicht akzeptieren, akzeptieren dich oft nur dann, wenn du funktionierst.

Und Menschen, die dich wirklich schätzen, respektieren auch dein Nein.
Oft sogar mit Erleichterung – weil du aussprichst, was sich andere auch wünschen, aber nicht trauen.

Sprache, die stark UND wertschätzend ist

Hier ein paar Formulierungen, die Klarheit schaffen – ohne zu verletzen:

  • „Ich verstehe, dass es dringend ist – aber ich habe aktuell keine Kapazitäten.“

  • „Ich übernehme das gern ein anderes Mal, aber jetzt priorisiere ich mein Projekt.“

  • „Das ist nicht mein Aufgabenbereich – ich bin sicher, du findest jemanden im richtigen Team.“

  • „Ich möchte mich auf meine aktuellen Themen fokussieren. Danke für dein Verständnis.“

Wichtig: Du musst dich nicht rechtfertigen.
Ein Nein mit Haltung braucht keine 17 Erklärungen. Es darf ruhig, klar und freundlich sein – genau wie du.


 

Wenn du noch unsicher bist, wie du in Alltagssituationen elegant Nein sagst, dann hol dir meinen kostenlosen Guide:
👉 7 kleine Neins – 7 alltagstaugliche Formulierungen & Mini-Übungen für Frauen, die Harmonie lieben – aber sich selbst dabei nicht mehr verlieren wollen

Klarheit beginnt im Kleinen – und dieser Guide hilft dir dabei.

🟨 5 typische Situationen – und was du sagen kannst

1. Wenn Kollegen dich regelmäßig einspannen

Du bist nett, hilfsbereit – und plötzlich bist du die, die immer einspringt.
Aber Hilfe ist keine Dauerlösung, wenn sie dich überfordert.

Was du sagen kannst:

  • „Ich helfe dir gern bei Gelegenheit – aber heute passt es leider nicht.“

  • „Ich kann dich unterstützen, aber nur mit klarer Zeitgrenze – sagen wir, 20 Minuten?“

  • „Ich möchte gerade bei meinen Aufgaben bleiben – ich weiß, du schaffst das.“

2. Wenn du für Dinge verantwortlich gemacht wirst, die nicht deine sind

„Kannst du das bitte noch schnell übernehmen?“ – obwohl es nicht dein Bereich ist.
Kommt dir bekannt vor?

Was du sagen kannst:

  • „Das gehört nicht zu meinem Verantwortungsbereich – ich leite das gern weiter.“

  • „Ich bin inhaltlich nicht die Richtige dafür. Ich bleibe bei meinem Fokus.“

  • „Da bin ich nicht zuständig – ich würde dir aber Person X empfehlen.“

3. Wenn du vom Chef übergangen wirst

Du wirst nicht gefragt, sondern einfach eingeplant – obwohl du gar keine Kapazitäten hast.

Was du sagen kannst:

  • „Ich möchte die Aufgaben priorisieren, die wir besprochen haben – das Neue überfordert meine aktuelle Planung.“

  • „Damit ich die Qualität halte, würde ich dieses Thema gern auf später schieben oder jemand anderem übergeben.“

  • „Ich bin offen dafür – aber nur, wenn wir gemeinsam etwas anderes streichen.“

4. Wenn du ständig erreichbar sein sollst

Slack, Teams, WhatsApp – und überall rot leuchtende Punkte.

Was du sagen kannst:

  • „Ich bin ab 18 Uhr offline – schreib mir bitte bis dahin, dann nehme ich es auf.“

  • „Ich beantworte Mails gesammelt am Vormittag – melde mich also morgen.“

  • „Ich möchte die Ruhezeiten bewusst einhalten – danke für dein Verständnis.“

5. Wenn du dich ausgenutzt fühlst – aber lächelst

Du sagst Ja – und ärgerst dich danach. Immer wieder.
Dann ist dein inneres Warnsystem längst aktiv.

Was du sagen kannst:

  • „Ich merke, dass ich mich oft übernehme – und möchte das bewusst ändern.“

  • „Ich nehme mir gerade den Raum, klarer mit meiner Zeit umzugehen.“

  • „Ich übe gerade, Grenzen zu setzen – und das fühlt sich neu, aber richtig an.“

FAQ: „Was, wenn ich dadurch anecke oder ausgeschlossen werde?“

1. Was, wenn mein Nein negativ aufgenommen wird?

Ein gelungen formuliertes Nein stärkt eher als es schwächt. Laut karriere.at wirkt ein ruhiges Nein mit Begründung und (wenn möglich) einem Alternativvorschlag souverän und verantwortungsbewusst – nicht unfreundlich  Ein ehrliches Nein zeigt: Du bist präsent – bewusst und klar.

2. Wirkt es unkollegial oder arbeitsscheu?

Nein. Laut IONOS wird ein Nein im Job eher als realistische Selbsteinschätzung wahrgenommen – und bringt dir in vielen Fällen mehr Respekt ionos.de. Wer nämlich ehrlich Grenzen setzt, verhindert Fehler durch Überlastung – und bleibt so zuverlässig.

3. Wie vermeide ich, dass man das Nein auf moralisch oder persönlich nimmt?

Der Schlüssel liegt in deiner Wortwahl: Richte das Nein gegen die Aufgabe – nicht gegen die Person. So bleibt die Beziehung intakt. Zum Beispiel:

  • „Ich würde gern helfen, aber...“

  • „Das ist gerade nicht möglich, aber vielleicht...“
    Laut Orizon macht ein klar begründetes Nein mit Verständnis und ggf. Alternativen das Ganze deutlich leichter verdaulich 

4. Und wenn die Angst bleibt – was hilft gegen Schuldgefühle?

Gefühle wie Schuld sind oft kulturelle Prägung, nicht Realität. brain-effect.com betont: Jedes Nein bedeutet auch ein Ja zu dir selbst. Je öfter du Grenzen setzt, desto stärker wird dein Selbstwertgefühl . Wichtig: Du bist nicht verantwortlich für die Gefühle anderer – aber sehr wohl für dein Wohlbefinden.

5. Mein Chef ist hart – darf ich trotzdem Nein sagen?

Ja – aber mit Takt und Klarheit. Laut Karriere.at solltest du deine Argumente ruhig, klar und situativ sinnvoll präsentieren. Und wenn möglich, mit einem konstruktiven Vorschlag ergänzen  Kontextbewusstsein macht dein Nein beruflich stark – nicht schwach.

🟩 Fazit: Grenzen setzen macht dich nicht härter – sondern klarer. Und das ist Stärke.

Du musst dich nicht härter machen, um ernst genommen zu werden.
Und du musst dich auch nicht aufopfern, um gemocht zu werden.

Du darfst einfach du sein. Mit Ecken, mit Energie – und mit einer klaren Linie.

Grenzen setzen ist keine Mauer. Es ist ein Signal:
„Ich kenne meinen Wert – und ich behandle mich entsprechend.“

Je öfter du dir erlaubst, Nein zu sagen, desto mehr wirst du spüren, dass du nicht abgelehnt wirst – sondern respektiert.

Denn Klarheit zieht nicht Menschen von dir weg. Sie zieht die richtigen Menschen zu dir hin.

Und falls du dich bei deinen ersten Neins noch unsicher fühlst – ich hab etwas für dich:

👉 7 kleine Neins – 7 alltagstaugliche Formulierungen & Mini-Übungen für Frauen, die Harmonie lieben – aber sich selbst dabei nicht mehr verlieren wollen

Du musst kein anderer Mensch werden.
Nur eine Frau, die sich selbst wieder ernst nimmt.
Und das beginnt genau hier.

Deine Anna

 

PS:
Du musst nicht kämpfen, um dich zu schützen.
Du darfst Grenzen setzen – leise, klar, liebevoll.
Denn wer sich selbst ernst nimmt, braucht kein lautes Nein – sondern ein inneres Ja.
Und genau das verändert alles.

ÜBER DEN AUTOR

Autor

Anna Kammerer

Ich bin nicht hier, um dich zu motivieren – sondern um dich zu verstehen.
Ich kenn das Gefühl, motiviert anzufangen… und dann doch wieder aufzuhören.
Nicht, weil ich's nicht ernst meinte – sondern weil der Alltag lauter war.

Heute baue ich keine perfekten Routinen mehr.
Ich baue kleine, einfache Gewohnheiten, die wirklich zu mir passen.
Und genau darum geht’s hier: Impulse, die sich leicht anfühlen – aber tief wirken.

Wenn du das Gefühl kennst, immer wieder bei Null zu starten:
Du bist hier genau richtig. 💛

© 2025 Anna Kammerer